Pierre Simons wurde am 10. Mai 1941 als Sohn einer Bäckerfamilie in Kelmis/Belgien, einem Dorf nahe bei Aachen geboren. Mit 6 Jahren kam er ins Internat St. Katharinen-Stift nach Astenet wo er bis zu seinem 12. Lebensjahr lebte und lernte. Hier wurde er von den Neusser Augustinerinnen begleitet und unterrichtet . Er machte seine ersten wichtigen Glaubenserfahrungen als Kind und er lernte in Gemeinschaft zu leben. In den folgenden Jahren lernte er in dem Collège Patronné Eupen (heute Pater Damian Schule) und macht sein Abitur. Als junger Mann betete er gerne in der kleinen Rochuskapelle in Kelmis und hier wuchs auch in ihm der Wunsch Priester zu werden.
Nach dem Abitur lebte er 1,5 Jahre bei den Benediktinermönchen bei Malmedy/Starlot und begann dann sein Studium in Theologie in Sint-Truiden und in Lüttich. Während seines Studiums leistete er noch ein Jahr Militärdienst an Stelle seines Bruders, der dem Vater in der Bäckerei helfen wollte. Am 28. Juni 1969 wurde er zum Priester geweiht, gemeinsam mit Leopold Rixen und vier Diakone, unter ihnen der heutige Bischof Eugen Rixen von Goias/Brasilien. Er wünschte sich als Priester einige Jahre in der Mission zu arbeiten und zwei Monate nach seiner Weihe entsandte ihn der Bischof Guillaume-Marie van Zuylen nach Ruanda.
Er war 26. Jahre als er begann an dem College Christ König bei Nyanza als Professor Latain, Französisch, Griechisch und Religion zu unterrichten. Als junger Priester in Afrika begegneten ihm jedoch die verwahrlosten und elternlosen Kindern auf den Straßen. Von ihrem Schicksal berührt begann er, neben seiner Arbeit als Professor, sich um die Straßenkinder zu kümmern. Auf einem kleinen Grundstück neben der Schule begann er gemeinsam mit einigen seiner Studenten Steine aus Lehm zu formen und zu trocknen um daraus ein Haus für einige der Kinder zu bauen. Zuerst waren es 5 bis 6 Kinder, die er neben seiner Arbeit im College dort betreute, doch schnell sprach sich herum, dass elternlose und obdachlose Kinder hier eine Zuflucht finden konnten. Bald waren es schon bis zu 80 Kinder, die nun inzwischen in vier Häusern lebten. Nach einigen Jahren stellte ihn der Bischof für diese Arbeit frei und Pater Simons konnte sich ganz der Fürsorge der Waisenkinder widmen. Er konnte in den Bergen von Ruhenzi zwei weitere Kinderheime aufbauen: Cyotomakara ein Waisenhaus für ca. 100 Jungen und in Ruhenzi ein Heim für ca. 50 Mädchen. Er fand Schwestern des Ordens Sainte Marie, die das Mädchenheim leiteten und sich um die Mädchen kümmerten.
Die kleinen Kindern lebten bis zum 7. Lebensjahr bei den Schwestern im Mädchenheim, danach kamen die Jungen zum Heim Cyotomakara. Einige der älteren Waisen durften studieren und als sie ihr Diplom hatten konnten sie Pater Simons bei der Erziehung und Betreuung der Kinder helfen. Er hat in all den Jahren seiner Arbeit im Kinderheim immer seine eigenen Waisen zu Mitarbeitern herangezogen und so eine große Familie geschaffen.
Unterstützt von seiner Familie, Freunden und Gruppen aus seiner Heimat, der Regierung Ruandas und durch Lebensmittelspenden der Caritas konnte er für ca. 130 – 150 Kinder und Jugendliche sorgen und ihnen ein Zuhause geben. Für hunderte von Kindern ist Pater Simons in den vielen Jahren seiner Arbeit zum Vater geworden, im Genozid für viele zum Lebensretter, für unzählige Menschen aus den armen Hütten in der Umgebung zum Helfer in der Not.
Als Priester feiert er jeden Sonntagmorgen in der großen Dorfkirche den Gottesdienst und begleitet so viele Menschen in ihrem Glauben.
Bei einem seiner Heimaturlaube lernte ich Pater Simons kennen und ich war sehr beeindruckt von seinem Engagement und von seiner Arbeit für die Kinder in Ruanda. 2009 besuchte ich ihn gemeinsam mit Helga Quick. Es war eine beeindruckende und wunderbare Zeit, denn wir konnten im Waisenhaus leben und den Alltag mit Pater Simons und den Kindern und Jugendlichen teilen.
Dort erfuhr ich von seinem Problem, dass er nicht immer für alle Kinder das Schulgeld bezahlen kann. In manchen Zeiten, wenn nicht genug Spenden flossen, konnten die Kinder nicht zur Schule gehen und die Jugendlichen mussten ihr Studium unterbrechen. Wir überlegten gemeinsam, dass ein Paten-Projekt dieses Problem dauerhaft lösen könnte. Nach meiner Rückkehr initiierte ich gemeinsam mit dem Kelmiser Bürgermeister Matthieu Grosch und dem Komitee „Kelmiser in der 3. Welt” eine Briefkastenaktion für alle Kelmiser Haushalte, die der Kiwanis Club Kelmis finanzierte.
Schon bald fanden sich aus Pierre Simons Heimat und auch aus Alwine Deeges Kreisen in Deutschland 130 Paten, die bereit waren eine Patenschaft für ein Waisenkind zu übernehmen. Das Schulgeld für die Grundschule betrug umgerechnet 10 €, für die weiterführende Schule 30 € und für einen Studenten 75 € im Monat. Ab nun hatte Pater Simons immer genug Schulgeld um allen seinen Kindern und Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen. Durch eine größere Spende konnte er sogar die Schule erweitern, sodass alle 5. und 6. Klässler aus der gesamten Umgebung ab nun Zuhause wohnen bleiben konnten, während die älteren Schüler in die nächstgelegene Stadt mussten um die Secondary School zu besuchen. Sie wurden in der Stadt in großen Schlafsälen internatsmäßig untergebracht und konnten nur in den Ferien nach Hause.
Wie ein Vater half er den jungen Menschen auch nach ihrem Heimaufenthalt beim Eintritt in ein eigenständiges Leben. So zahlte er zum Beispiel einen Zuschuss für ein kleines Lehmhaus oder eine Kuh, finanzierte das Studium oder eine Ausbildung, kaufte eine Nähmaschine oder ein Werkzeugkasten für selbstständige HandwerkerInnen und richtete Hochzeiten aus. Wenn die Jugendlichen nicht das Staatsexamen bestanden suchte er mit ihnen eine Arbeitsstelle und bezahlte die Startkosten für ein Wohnquartier und einige Möbel. In den 47 Jahren seiner Heimarbeit gab er vielen Kindern und Jugendlichen seine Liebe, seine Fürsorge, ein Zuhause und eine Zukunft.
2015 versuchte er als Pensionär in seine Heimat zurück zu kehren. Er übergab die Verantwortung für das Heim dem jungen Priester Jean Claude Buhanga, seinem ehemaligen Waisen. Doch schon nach einigen Monaten in Kelmis wusste er, dass er hier nicht mehr leben kann und er kehrte nach Cyotomakara zurück. Jean Claude, die Kinder und Jugendlichen waren sehr froh über seine Rückkehr, da Jean Claude als junger Priester so viele andere Aufgaben hatte und für so eine verantwortungsvolle Aufgabe vom Bischof nicht ausreichend freigestellt worden war.
2016 begann die Regierung Ruandas alle Kinderheime aufzulösen mit dem Ziel „Jedes Kind eine Familie”. Grundsätzlich ein gutes Konzept, doch Pater Simons sah diese Entwicklung auch kritisch, denn längst nicht jedes Kind hat Verwandte, die es aufnehmen konnten. Die Pflegefamilien sind oft selbst so arm, dass sie den Kindern und Jugendlichen nicht all die Möglichkeiten für Ausbildung und Zukunftschancen geben können. Besonders für die Jugendlichen war es schwer eine Familie zu finden und sie würden sich selbst überlassen sein. Pater Simons weigerte sich lange sein Heim aufzugeben, bis man ihm in einer Überraschungsaktion alle noch verbliebenen Kinder wegnahm.eine Woche vor unserem Besuch.
Bei unserem Besuch im August 2018 fanden Julia und ich ein leeres Kinderheim vor und einen sehr traurigen, verständnislosen und wütenden Pater Simons. Die Kinder und Jugendlichen fühlten sich im Heim zuhause und nun wurden sie ohne große Vorbereitung irgendwo anders hingebracht. Viele seiner Jugendlichen werden es schwer haben alleine klarzukommen oder eine Familie zu finden.
Sein Wunsch war es, in Zukunft seine jugendlichen Waisen, die nur mangelnde Unterstützung bekommen, weiterhin ins erwachsene Leben begleiten. Seine Spender aus seiner Heimat unterstützen ihn weiterhin, so dass er seinen Jugendlichen das Schul- und Studiumsgeld oder die Berufsausbildungskosten bezahlen konnte.
Was wurde nun aus dem Kinderheim? Das Jungenheim Cyotomakara hat er der Kirche überlassen, es wurde zu einem Exerzitienkloster der Benediktiner Mönche umgewandelt.
Pater Simons ist bis zu seinem Tod in Ruanda in geblieben, um weiter dort zu helfen wo er konnte. Auch in seinem Alter hatte er sich noch nicht zur Ruhe gesetzt, denn die Jugendlichen brauchten ihn als ihren „Vater“, den sie um Hilfe und Unterstützung fragen konnten, die Menschen in der Umgebung als Priester für die Gottesdienste, die armen Nachbarsfamilien, um etwas zu Essen zu bekommen.
Fast 50 Jahre hat er in Ruanda gewirkt und mit unermüdlichem Engagement, mit großem Mut und unerschütterlichem Glauben so vielen Menschen, Hoffnung, Leben, Liebe und Zukunft geschenkt.
Sein Leben ging im August 2020 zu Ende. Er starb sehr plötzlich , begleitet von seinen Waisen und Mitarbeitern Jean Claude und Raymond im Hospital in Kigali.
Sein Bischof und seine MitarbeiterInnen, die Waisen und die Menschen aus der Gemeinde bereiteten ihm einen würdevollen Abschied. Er wurde nach seinem Wunsch auf dem kleinen Friedhof des Kinderheims auf dem Hügel von Cyotomakara in Ruhenzi beigesetzt.
Es war Pater Simons Wunsch, dass weiterhin die Unterstützung des Paten-Projektes anhält, damit alle seine Waisen , die noch nicht selbständig sind, die nötige Hilfe erhalten, damit sie ihren Schul- oder Berufsabschluss schaffen können.
Ausserdem war es ihm ein Anliegen, das neu gegründete Hilfsprojekt von Alwine Deege und dem Kelmiser Komitee zu unterstützen. Alle 700 Schüler der Secondary school im Ort, die das Schulessen nicht finanzieren konnten, sollen in Zukunft eine täglich Mahlzeit bekommen.
Jean Claude Buhanga , sein vertrautester Mitarbeiter, Waise und Priester wurde vom Bischof für die Verwaltung und Vermittlung des Geldes eingesetzt. Gemeinsam mit Raymond Munyentwari, der sein Leben lang mit Pater Simons lebte, zuerst als Waise und später als Erzieher und treuer Mitarbeiter kümmern er sich um die 58 Waisen, die sonst ohne Unterstützung wären.
Auch für das Schulessens-Projekt ist Jean Claude gemeinsam mit der Schuldirektorin Schwester Bernadette verantwortlich.
Möge Pater Simons Arbeit in seinem Sinne weiter gehen und alle seine Freunde und Unterstützer hier in unserem Land weiterhin Spenden geben, damit sein Lebenswerk fortgeführt werden kann. Sein Herz schlug für die Kinder in Ruanda.
Mögen auch wir ein Herz für diese wunderbaren Kinder haben.
Seit 2008 initiierte Alwine Deege gemeinsam mit dem Komitee „Kelmiser in der 3. Welt“ zwei Kinderhilfsprojekte in dem kleinen Dorf Ruhenzi bei Nyanza in den Bergen Ruandas.
Beide Projekte werden vom Komitee „Kelmiser in der 3. Welt“ und Alwine Deege ehrenamtlich verwaltet und von dem jungen Priester und ehemaligen Waisen Jean Claude Buhanga und der Schuldirektorin Schwester Bernadette vor Ort umgesetzt.
Übernehmen Sie eine Patenschaft für die Ausbildung eines Waisen. Hunderten Kindern konnte bisher durch kontinuierliche Spenden geholfen werden eine Ausbildung zu machen.
Unterstützen Sie das Schulessensprojekt für die 700 Schüler der Secondary School in Ruhenzi, die die Kosten für die Malzeit nicht aufbringen können.
Wenn Sie selbst als Multiplikator weitere Spender*innen suchen möchten, fordern Sie die Infomail und/oder Infomaterial an.
Bei Fragen schreiben Sie eine Mail oder rufen Sie an.
Ansprechpartnerin: Alwine Deege
Wenn Sie eine Spende überweisen möchten geben Sie bitte alle hier gewünschten Kontaktdaten an. Besonders hilfreich, für alle die am Projekt beteiligt sind, wäre die Einrichtung eines Dauerauftrages. Bei einer Überweisung von mehr als 40 € jährlich geben Sie bitte ihre Postadresse an, dann erhalten Sie im Frühjahr eine Spendenquittung. In Belgien ist das Projekt gemeinnützig anerkannt.